Berufliche Veränderung ist in jedem Alter immer auch mit Unsicherheiten verbunden. Die Entscheidung für einen grundlegenden Karrierewechsel in einem späteren Lebensabschnitt zu treffen, nachdem Sie bereits umfangreiche Berufserfahrung, Fähigkeiten und Spezialwissen erworben haben, ist jedoch meist noch wesentlich gravierender, als etwas Neues in den 20ern auszuprobieren.
Das heißt jedoch nicht, dass Sie es nicht versuchen sollten. Denn mitunter haben Sie mit fortschreitendem Alter bereits deutlicher Ihre Leidenschaften entwickelt und ausprobiert. Sie wissen viel genauer, welche Art der Arbeit sie glücklich machen wird – oder eben auch nicht. Sie müssen nur eine kluge Entscheidung treffen.
Mit den folgenden Überlegungen möchten wir Ihnen helfen herauszufinden, ob ein später Karrierewechsel für Sie richtig ist.
1) Was würden Sie bereuen, wenn Sie diesen Schritt nicht gehen?
Wenn Sie noch nicht sicher sind, ob Sie einen Karrierewechsel wagen sollen, schreiben Sie eine Liste mit den Dingen, die Sie bereuen werden, falls Sie so weiter machen wie bisher und Ihrer Leidenschaft nicht nachgehen. Ist die Liste lang und gut begründet, dann sollten Sie den Wechsel ernsthaft erwägen.
2) Setzen Sie Ziele
Ihre aktuelle Arbeit zu hassen ist nicht Grund genug für einen Wechsel. Sie benötigen ein definierbares Ziel, eine Perspektive. Was versprechen Sie sich vom Wechsel? Welche Ziele verbinden Sie damit (mehr Zeit, Geld, Prestige und Aufstiegsmöglichkeiten, soziale Kontakte, Interessenverwirklichung etc.)?
Gerade wenn es um typische „harte“ Karrierefaktoren wie Geld oder Aufstiegsmöglichkeiten geht, hilft oft auch ein Blick in Gehaltsspiegel oder Zufriedenheitsumfragen.
3) Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
Wenn Sie Ihren Berufsweg grundsätzlich ändern, kann es sein, dass Ihnen einige der benötigten Fähigkeiten fehlen. Prüfen Sie deshalb sorgfältig, wo Sie Defizite haben und wie Sie benötigte Fähigkeiten erwerben können. Seien Sie dabei ehrlich mit sich selbst. Korrespondieren diese neuen Fähigkeiten auch mit ihren Stärken und Neigungen? Können Sie notwendige Fortbildungen in einem realistischen Rahmen absolvieren? Bedenken Sie ggf. auch anfallende Kosten sowie den Zeitbedarf für Aus- und Weiterbildung, Trainings und Qualifikationen.
4) Probieren und testen Sie.
Bevor sie einen großen Sprung machen und in einem Bereich landen, der Ihnen genauso wenig zusagt wie Ihr letzter, ist es enorm wichtig, dass Sie zuerst ein wenig testen.
Suchen Sie das Gespräch mit Leuten, die bereits in dem Bereich arbeiten, an dem Sie interessiert sind. Fragen Sie diese, was ihnen gefällt und was ihnen nicht gefällt.
Sammeln Sie möglichst auch bereits erste praktische Erfahrung in Ihrem neuen Berufsfeld, z.B. in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit, eines Nebenjobs oder Praktikums. Sie bekommen so ein Gefühl für das tägliche Arbeitsklima, ohne bereits die Brücken in das alte Berufsleben abzubrechen. Wenn es sich für Sie gut anfühlt, dann können Sie den Sprung anschließend mit gutem Gewissen wagen.
5) Finden Sie heraus, welche Zeit es benötigt, um dort erfolgreich zu werden.
Man ist so alt wie man sich fühlt und letztlich ist das Alter nur eine Zahl. Hier ist viel Wahres dran. Aber wenn Sie in fortgeschrittenem Alter einen Berufswechsel vollziehen und damit konkrete Ziele verfolgen, kann das Alter durchaus eine Rolle spielen.
Prüfen Sie, ob das Erreichen Ihrer Ziele (z.B. Erschaffen von Innovationen, Verdienen des Lebensunterhalts, Aufbau einer Altersvorsorge etc.) auch zu Ihrer noch geplanten Lebensarbeitszeit passt. Wie lange dauert es durchschnittlich, in diesem Bereich erfolgreich zu werden? Sie haben den Erfolg in Ihrer ersten Karriere vermutlich auch nicht über Nacht erreicht. Vor allem, wenn Sie zu einem festen Zeitpunkt in Rente oder in den Ruhestand wechseln möchten, ist es wichtig für Sie zu wissen, ob Sie überhaupt genug Zeit haben, um Ihre Ziele zu realisieren.