Junge Unternehmer stehen bei der Suche nach Fachkräften in Konkurrenz mit etablierten Firmen. Bei der Bewerber-Suche gehen sie jedoch oft eigene Wege. Um Bewerber zu überzeugen und zu binden, setzen sie auf vielseitiges Recruiting, kreative Teambuilding-Maßnahmen und eine hohe Eigenmotivation der Kandidaten.
Wie betreiben Start-Ups Personalsuche und Rekrutierung? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen.
Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, setzen Start-ups auf unterschiedliche Kanäle:
Neben Online-Stellenausschreibungen ist besonders das aktive Sourcing im Social Web ein wichtiger Weg für junge Unternehmen, um Fachkräfte zu rekrutieren. Dabei stehen vor allem Xing und LinkedIn im Fokus. Denn sie bieten Nutzern die Möglichkeit, in ihren Profilangaben explizit nach neuen Herausforderungen zu suchen - über diese Funktion werden Unternehmensgründer oft fündig.
Doch laut einer Befragung des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) funktioniert das Recruiting bei 74 Prozent der Start-ups in Deutschland über persönliche Kontakte und Empfehlungen. Mitarbeiter in jungen Unternehmen bringen häufig Freunde und Bekannte ins Spiel, wenn es um Neueinstellungen geht. Damit unterscheidet sich ihr Recruiting erheblich von dem etablierter Unternehmen. Start-ups können keine Spitzengehälter zahlen, bieten weniger finanzielle Sicherheiten und eine ungewisse Zukunft.
Dafür liegt ihr Anziehungspotenzial vor allem in einer individuelleren Arbeitsweise und -atmosphäre im Vergleich zu großen Firmen, womit sie ein Gegenmodell zu traditionellen Unternehmensstrukturen bieten:
Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, ein kreatives Umfeld, ein starkes Wir-Gefühl und eine konkrete Perspektive stehen im Vordergrund. Für viele Start-ups sind eine hohe Motivation und die positive Einstellung zum Job wichtiger als ein fundiertes Branchenwissen. Denn mit jeder neuen Einstellung wandeln Start-ups auf einem schmalen Grat zwischen Expansion und Katastrophe:
Die richtigen Mitarbeiter können ein junges Unternehmen weit nach vorne bringen, Fehlbesetzungen dagegen im schlimmsten Fall zum Scheitern führen.
Umso wichtiger ist es für Gründer, ein klares Anforderungsprofil zu erstellen:
Welche Eigenschaften sind gefragt? Welche Soft-Skills sind ausschlaggebend? Und vor allem: Passt der neue Mitarbeiter auch in das bestehende Team?
Denn Spannungen und interne Auseinandersetzungen wirken sich in Start-ups besonders schnell negativ aus. Weil junge Unternehmer schnellstmöglich Kunden gewinnen, Produkte verbessern und Investoren überzeugen müssen, ist unter den Mitarbeitern ein hohes Maß an Flexibilität und Engagement gefordert.
In ihrer Außendarstellung überwiegt jedoch oft eine spielerische Arbeitsatmosphäre. Viele verbinden motivierende Team-Events an Tischkickern, Massageangebote am Arbeitsplatz oder abendliche Partys mit einem Job bei Start-ups.
Aber nicht nur deshalb wirken diese Unternehmen vor allem auf junge Berufseinsteiger so anziehend, wie Alexander Hüsing, Chefredakteur der Plattform deutsche-startups.de, erklärt:
"Ein Job in einem Start-up reizt immer mehr Bewerber, denn der Traum, bei etwas Neuem von Anfang an mitzuwirken, erscheint vielen als perfekter Start in die Karriere."
Außerdem punkten junge Unternehmen mit einem besonderen Start-up-Feeling: "Alle arbeiten auf Augenhöhe zusammen, können Vorschläge einbringen und diese dann auch umsetzen." Wichtig ist, dass solche Versprechen auch eingelöst werden. Denn nur, wenn die Kandidaten den Eindruck haben, dass sie ihre Fähigkeiten und Ideen sinnvoll einbringen und tatsächlich etwas bewegen können, werden sie sich für ein Start-up entscheiden. Kleine Benefits helfen dabei, die Motivation und Begeisterung der Mitarbeiter zu fördern: Das Airbnb-Portal Wimdu bietet beispielsweise jährliche Reisegutscheine an, Gaming-Entwickler wie Zynga richten in ihren Büros Spielkonsolen-Ecken ein, die Mitarbeiter für kleine Pausen nutzen können.
"Es ist wichtig, Mitarbeiter zu finden, die Spaß an ihrer Tätigkeit haben und für eine steile Lernkurve eine hohe Belastung als Teil des Jobs akzeptieren", erklärt Steffen Rühl, CEO der Personensuchmaschine Yasni, die er 2007 als Start-up gründete.