Was erwarten Bewerber heutzutage vom neuen Job? Und was können Arbeitgeber und Unternehmen besser machen, um im Wettbewerb um die knappen Mitarbeiter und Fachkräfte zu bestehen? Hier ein Einblick in die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt.
Über 40 Prozent der Unternehmen in Deutschland können offene Stellen nicht besetzen und leiden infolgedessen unter einer Behinderung der Geschäfte. Der Arbeitskräftemangel vertauscht die Rollen. Er macht Unternehmen und Betriebe zu Bewerbern. Sie müssen aktiv um die Gunst der Arbeitnehmenden werben und sie von einer Stelle und sich selbst als Arbeitgeber überzeugen. Fast könnte man im Vorstellungsgespräch die Frage erwarten: "Was qualifiziert Sie und Ihr Unternehmen dazu, mein Chef zu werden?"
Im neuesten New Work Trendreport hat unsere Konzernmutter Randstad untersucht, was Arbeitnehmer heute von ihrem neuen Arbeitgeber erwarten und wie erfolgreiche Mitarbeitergewinnung in Zeiten des Fachkräftemangels gelingen kann.
Auch heute sind Arbeitnehmer nicht frei von finanziellen Erwartungen. Nach wie vor spielt das Gehalt eine entscheidende Rolle bei der Jobsuche. Für 91 Prozent der Befragten ist die Bezahlung wesentlich für die Stellenauswahl, wie das Randstad Arbeitsbarometer (1. Hj. 2022) zeigt. Wichtiger ist ihnen nur die Arbeitsplatzsicherheit (93 Prozent).
Es ist jedoch nicht nur das Gehalt, was zählt. Auch andere Erwägungen spielen eine Rolle. Flexibilität und damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stehen ebenfalls weit oben auf der Wunschliste:
40 Prozent der Befragten würden keinen Job annehmen, der ihnen keine Standort-Flexibilität bietet. 44 Prozent würden sogar kündigen, wenn die Arbeit sie davon abhält, ihr Leben zu genießen. Rund ein Drittel wäre lieber arbeitslos als unglücklich im Job.
Gerade bei jüngeren Arbeitnehmern steht auch das Thema Nachhaltigkeit hoch im Kurs. Rund die Hälfte von ihnen würde nicht für ein Unternehmen arbeiten, das sich nicht proaktiv dafür einsetzt.
Was können Unternehmen tun, um beim Wettbewerb um die knappen Mitarbeiter und Fachkräfte zu punkten?
Die jungen Mitarbeiter der sogenannten GenZ (Generation Z, geboren ca. 1997 bis 2012) erwarten Flexibilität und gleichberechtigten Umgang.
In einem Podcast bekräftigt dies GenZ-Experte Charles Bahr: „Wir wollen ernst genommen werden. Wir arbeiten gerne und viel. Vor allem aber an dem, was uns Spaß macht – und erfüllt. Dafür erwarten wir in unserem Job auch, die Tools dafür mit an die Hand gegeben zu bekommen. Tools müssen nicht technisch sein: Flexible Arbeitszeiten, Remote Work und echte Kommunikation auf Augenhöhe gehören für uns genauso mit dazu.“
Wenn Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und vor allem langfristig halten möchten, müssen sie sich hierauf einstellen. Arbeitnehmer stellen heute nicht nur neue Anforderungen an den Job. Sie sind auch mobiler: 39 Prozent der deutschen Beschäftigten denken über einen Wechsel nach oder bewerben sich aktiv auf offene Stellen.
Unternehmenskultur und Führungsstil sollten daher den Erwartungen entsprechen: Wertschätzung, flexible Arbeitsgestaltung, Förderung und Perspektiven schaffen.
Zudem gilt es, die Stärken und die Einzigartigkeit des Unternehmens hervorzuheben. Es wird immer jemanden geben, der etwas mehr zahlt. Wenn die Arbeitsbedingungen stimmen sowie die Unternehmensmission und Werte den Mitarbeiter inspirieren, wird die Wechselbereitschaft aber abnehmen. Und auch neue Talente können dadurch angesprochen werden.
Zu guten Arbeitsbedingungen zählt immer mehr auch eine gute digitale Arbeitsausstattung, die nicht nur die Arbeit erleichtert, sondern flexible Arbeitsmodelle und Remote Work erst möglich macht. Die „Digital Employee Experience“ wird zu einem wichtigen Faktor für Zufriedenheit und Mitarbeiterbindung.
Viele Unternehmen haben dies erkannt. 42 Prozent investieren verstärkt in eine moderne Arbeitsausstattung. Allerdings sind aktuell nur 45 Prozent der Arbeitnehmenden mit der Standort-Flexibilität an ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Gerade große Betriebe tun sich oft schwer mit der Umsetzung von Homeoffice und Remote Work.
Wie suchen Unternehmen derzeit nach neuen Mitarbeitern und wo suchen die potenziellen Bewerber? Auch hiernach wurde gefragt.
Für viele Unternehmen sind externe Ausschreibungen und klassische Jobanzeigen nach wie vor ein zentrales Recruiting-Instrument (84 Prozent). Bewerber suchen ebenfalls auf Jobportalen, sie nutzen jedoch ähnlich häufig die Google-Suche sowie die sozialen Netzwerke, wenn sie Ausschau nach einem neuen Job halten.
Die Arbeitnehmersuche sollte daher insgesamt flexibler, stärker auf neue Kanäle ausgerichtet und kanalübergreifend werden.
Zudem wird Spontanität bei der Jobsuche wichtiger. Viele Kandidaten sind gar nicht aktiv auf der Suche, aber grundsätzlich wechselwillig. Über die sozialen Netzwerke können Arbeitgeber sie direkt erreichen und auf neue Karrieremöglichkeiten aufmerksam machen.
Wie die ausgewerteten Studien zeigen, bewegt sich einiges auf Arbeitgeberseite, um den neuen Erfordernissen am Arbeitsmarkt gerecht zu werden. Viele Entwicklungen stehen jedoch erst am Anfang. Veränderung tut Not, um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich aktuell Vorteile zu sichern.
Weiterführende Informationen und Daten zum Thema:
New Work Trendreport #3 - Employer Branding: So geht Arbeitgeber heute
Wie suchen Unternehmen nach neuen Mitarbeitern?
Quelle: Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q1 2022
Wo suchen die potenziellen Bewerber?
Quelle: Randstad Employer Brand Research 2022