Das Klischee von Frauen und Technik gilt längst nicht mehr: Immer mehr junge Frauen entscheiden sich für eine Ausbildung oder ein Studium in den sogenannten MINT-Fächern. Und sie könnten sogar zu den Gewinnern der digitalen Revolution werden - vorausgesetzt, sie überwinden ihre Berührungsängste. In unserer Kundenzeitschrift TeamWork sprachen wir hierzu mit Petra Scheithe, die als Führungskraft bei der BASF Business Services GmbH selbst den beruflichen Weg in die IT eingeschlagen hat.
Als Petra Scheithe während ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau zum ersten Mal mit einem PC in Berührung kam, sprang der Funke gleich über: Sie entschied sich für das Studium der Wirtschaftsinformatik - als eine von nur sehr wenigen Frauen in den frühen neunziger Jahren. Heute verantwortet sie den Bereich "Systems of Engagement" bei der BASF Business Services GmbH und ist Teil der Geschäftsführung.
Damit gehört sie zu dem kleinen Zirkel von Frauen, die es in der IT-Branche in eine Führungsposition geschafft haben. Der konstant niedrige Frauenanteil in den MINT-Fächern beunruhigt sie: "Ein Frauenanteil von 17 Prozent in Informatikstudiengängen ist einfach zu wenig. Wir müssen Frauen die Informatik in ihrer ganzen Vielfalt, ganz besonders mit Blick auf die Digitalisierung und Industrie 4.0, schmackhaft machen", sagt sie.
Zwar ist der Anteil der Frauen, die ein technisches Studium oder eine technische Ausbildung begonnen haben, in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Doch in deutschen IT-Unternehmen stellen sie auch heute noch nicht einmal ein Fünftel der Belegschaft. Angesichts des digitalen Wandels laufen sie damit Gefahr, im Berufsleben abgehängt zu werden.
Dabei bekräftigen zahlreiche Studien zur Digitalisierung, dass die digitale Revolution Frauen viele Vorteile verschaffen kann. Denn als typisch weiblich wahrgenommene Eigenschaften wie Empathie oder eine hohe Sozialkompetenz werden in Zukunft noch stärker gefragt sein.
Gleichzeitig ermöglicht ein orts- und zeitunabhängiges Arbeiten, zum Beispiel im Homeoffice, vielen Frauen bereits heute eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Anstieg der digitalen Kompetenzen von Frauen könnte außerdem helfen, die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern zu schließen. Aus Sicht der Unternehmen helfen gut ausgebildete weibliche Fachkräfte schließlich dabei, den akuten Personalmangel in der IT zu überwinden.
"Frauen haben heute bessere Chancen, in der IT Karriere zu machen, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren", ist sich Petra Scheithe sicher. "Denn die verantwortlichen Manager und Personalabteilungen haben den Vorteil von vielfältigen Teams erkannt." Diese arbeiten nicht nur produktiver, sondern blicken auch über den Tellerrand hinaus und entwerfen so Produkte und Lösungen, die eine größere Zielgruppe ansprechen.
Den Mangel an Frauen in der IT könnten mehr konkrete Vorbilder und eine verstärkte Förderung der technischen Fähigkeiten in der Schule ändern, meint die Wirtschaftsinformatikerin.
Inzwischen gibt es bereits eine Vielzahl von Initiativen, die die technischen Kompetenzen junger Frauen stärken: So bietet unter anderem die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin einen reinen Frauenstudiengang Informatik an. Durch das Angebot sollen Berührungsängste bei den Studentinnen abgebaut und ihr Vertrauen in die eigenen IT-Fähigkeiten gestärkt werden.
Öffentlich zugängliche und häufig auch internationale Netzwerke wie "Girls who code" oder "Rails Girls" bieten Workshops an, auf denen Frauen unter anderem das Programmieren von Websites erlernen können. Auch BASF engagiert sich mit genderspezifischen Rekrutierungsmaßnahmen für eine höhere Frauenquote in der Unternehmens-IT.
"Bis zum Jahr 2021 wollen wir den Anteil von weiblichen Führungskräften weltweit auf bis zu 24 Prozent erhöhen. Das entspricht dann in etwa dem Frauenanteil in der weltweiten Belegschaft." Ein realistisches Ziel, wie Petra Scheithe betont. "Aber", ergänzt sie, "die Frauen müssen sich auch trauen."
MINT steht für Unterrichts- und Studiengebiete aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
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