Kranke Arbeitnehmer schaden deutschen Unternehmen: Sinnvolle Möglichkeiten den Krankenstand im Unternehmen zu reduzieren.
Die Statistiken sind alarmierend: 2016 erreicht die Krankschreibungen in Deutschland den höchsten Stand seit Ende der 1990er-Jahre. Rund jeder dritte Berufstätige war krankgeschrieben und fehlte an seinem Arbeitsplatz. Dies bedeutet oftmals eine Belastung für die gesunden Kollegen, ist ein enormer Kostenfaktor für die deutschen Unternehmen und zudem ein volkswirtschaftlicher Schaden, der bei rund 1,2 Milliarden Euro liegt.
Laut T-Online kletterte die Zahl der Krankschreibung in Deutschland alleine im ersten Halbjahr 2016 auf den höchsten Stand seit 20 Jahren. Demnach wurde mehr als jeder dritte Berufstätige mindestens einmal krankgeschrieben. Während es 2015 im Schnitt noch 11,7 Tage dauerte, bis eine Krankheit kuriert war, nahm die Genesung im Folgejahr schon rund 12,3 Tage in Anspruch.
Wie dem Ärzteblatt zu entnehmen ist, gingen nur ca. 15 % aller Krankheitsfälle auf das Konto von Schnupfen & Co. Am häufigsten erkrankten Arbeitnehmer an Rückenleiden und weiteren Muskel-Skelett-Erkrankungen (22 Prozent, d.h. mehr als jede fünfte Fehltag). Knapp denselben Wert (17 Prozent) erreichten psychische Erkrankungen, die somit an zweiter Stelle der häufigsten Erkrankungen stehen.
Arbeitgeber sind zur Lohnfortzahlung über einen Zeitraum von sechs Wochen verpflichtet. Sie müssen ihren kranken Mitarbeitern während dieses Zeitraums jedoch nicht nur deren Lohn bezahlen, sondern zusätzlich die Arbeitskraft ersetzen, was empfindlich kostspielig werden kann. Besonders für kleine und mittelständische Betriebe, die auf jede Arbeitskraft angewiesen sind, kann dies eine enorme Belastung sein. Im Schnitt belaufen sich die Kosten für die Arbeitgeber auf rund 130 Milliarden Euro jährlich.
Grund dafür ist, dass Vertretungen erst einmal gefunden werden müssen. Nicht selten müssen Arbeitgeber hierzu auf eine Personalvermittlung zurückgreifen, was mit weiteren Kosten verbunden ist. Hinzu kommt, dass Vertretungen in der Regel zuerst eingearbeitet werden müssen. Während dieses Zeitraums sind sie weniger produktiv und kaum ein vollwertiger Ersatz.
Ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor sind auch Mitarbeiter, die sich nicht krankschreiben lassen und krank zur Arbeit gehen. Meist ist falsch verstandene Loyalität oder die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes der Grund für das Fehlverhalten der Angestellten.
Mitarbeiter, die trotz ernster Erkrankung zur Arbeit gehen, gefährden jedoch nicht nur ihre eigene Gesundheit. Sie schaden dem Unternehmen unter Umständen sogar mehr, als Mitarbeiter, die sich krankschreiben lassen. Der Grund dafür ist, dass ein kranker Mitarbeiter weniger leistungsfähig ist und mehr Fehler macht. Hinzu kommt, dass die Unfallhäufigkeit am Arbeitsplatz drastisch zunimmt.
Ein hoher Krankenstand macht sich auch innerbetrieblich negativ bemerkbar. Wenn Aufgaben des kranken Arbeitnehmers an gesunde Kollegen übertragen werden müssen, steigt deren Arbeitsbelastung. Mitunter sinkt hierdurch auch die Leistungsbereitschaft im Kollektiv. Die übrige Belegschaft sieht sich einem erhöhten Druck ausgesetzt, was Unzufriedenheit begründen kann und erneute Krankmeldungen begünstigt. Viele Arbeitnehmer lassen sich krankschreiben, wenn sie zu hohem Druck ausgesetzt sind.
Ein hoher Krankenstand im Unternehmen, der über einen längeren Zeitraum hinweg andauert, führt dazu, dass die Produktivität des Unternehmens leidet. Qualität und Quantität der Leistungen sinken, was letztlich dazu führt, dass ein "krankes" Unternehmen schlechter gegen den "gesunden" Wettbewerber konkurrieren kann. Langfristig führt dies zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Verspätete Lieferungen und oder Dienstleistungen bzw. Produkte, die qualitativ mangelhaft sind, ruinieren ein Unternehmen schleichend.
Ein wesentlicher Faktor für den Krankenstand ist das Betriebsklima. Fühlen sich die Mitarbeiter wohl, sind sie in der Regel auch weniger krank. Eine gelebte, positive Unternehmenskultur und ein wertschätzender Management-Stil können also auch direkt positive Auswirkungen auf den Krankenstand haben.
In die Gesundheit der Mitarbeiter investieren: Wenn der Krankenstand zum Problem wird, ist zu empfehlen, frühzeitig ein innerbetriebliches Gesundheitsmanagement zu etablieren. Ziel ist es, das Bewusstsein der Mitarbeiter für die eigene Gesundheit zu schärfen. Dies gelingt beispielsweise, wenn Seminare oder spezielle innerbetriebliche Angebote zu den Themen Stressmanagement, Ernährung und Bewegung ermöglicht werden.
Eine weitere Option ist, ungesunde Lebensmittel aus der Betriebskantine zu verbannen und ein gesundes Ernährungsangebot bereit zu stellen. Eine Methode, die schon viele Unternehmen bereits erfolgreich nutzen: Sie stellen kostenlos Körbe mit frischem Obst zur Verfügung, die für jeden Mitarbeiter zugänglich sind. Auch die Bereitstellung von gesunden Getränken ist zu empfehlen, denn gerade eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme während eines langen Arbeitstages ist für die Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit extrem wichtig.
Im Artikel "Das ist eine wirklich schöne Idee, um die Fehlzeiten wirksam zu senken" schlägt die Website Wirtschaftswissen.de vor, Fehlzeiten am Arbeitsplatz durch Anwesenheitsprämien entgegen zu wirken. Mitarbeiter, die während des gesamten Kalenderjahres nicht krank waren und fehlten, bekommen eine Premiere in bestimmter Höhe für ihre Anwesenheit. Auch dies kann eine überlegenswerte Anregung sein. Allerdings sollte bei solchen Anreizsystemen unbedingt darauf geachtet werden, dass Mitarbeiter nicht trotz ernsthafter Erkrankung zur Arbeit "gedrängt" werden.