Was bedeutet Digitalisierung für die Kommunikation in Unternehmen? Wer spricht mit wem? Wie oft und worüber? Analog oder digital? Mit diesen Fragen sollten sich Führungskräfte eingehend beschäftigen – doch nicht nur sie! Zum wichtigen Thema der Change-Kommunikation sprachen wir in unserer Kundenzeitschrift TeamWork mit Prof. Dr. Volker Banholzer, Professor an der Technischen Hochschule Nürnberg.
In Zeiten der Digitalisierung haben Unternehmen viel zu erklären: Das betrifft zum einen den Umgang mit den Technologien in der täglichen Arbeit. Es betrifft zum anderen aber auch die Kultur, die sich mit den innovativen Lösungen weiterentwickelt und verändert.
Und vor allem betrifft es die Menschen, die immer wieder den Begriff „Industrie 4.0“ hören, grundlegende Veränderungen wahrnehmen und viele Fragen haben. Deshalb stellt interne Kommunikation im Zuge der Digitalisierung besondere Anforderungen an die Verantwortlichen: Ihre Aufgabe ist es, eine Change-Kommunikation zu gestalten, die die Mitarbeiter mitnimmt.
Als das Thema „Industrie 4.0“ aufkam, bildeten sich zwei konträre Standpunkte. Der eine lautete: Millionen Jobs fallen weg. Der andere: Digitalisierung wertet menschliche Arbeit auf.
„Die Panik hat sich gelegt“, beobachtet Professor Volker Banholzer. Er mahnt jedoch: „Die Wirtschaft kann sich nicht zurücklehnen. Die Unternehmen haben einen Arbeitsauftrag!“
Es gilt herauszufinden, was die digitale Entwicklung konkret für die eigene Organisation bedeutet: Welche Jobs fallen voraussichtlich wirklich weg? Was passiert mit diesen Mitarbeitern? Wo brauchen wir neue Kompetenzen und welche? Werden sich neue Arbeitsmodelle und Prozesse bei uns ergeben?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich derzeit vor allem das höhere Management. Das sieht Professor Banholzer kritisch: „Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter viel früher einbeziehen. Es ist ein großer Fehler, erst dann kommunizieren zu wollen, wenn die Lösung gefunden ist.“
Das ist in zweifacher Hinsicht problematisch: Zum einen hat das Management die Mitarbeiter bis dahin bereits abgehängt. Zum anderen ist die Chance vertan, Wissen und Erfahrung des Personals zu nutzen, um die eigene Entwicklung bestmöglich zu gestalten.
Ein Führungsthema rückt in Zeiten des Wandels in den Mittelpunkt: Mitarbeiter brauchen zeitnahes und konstruktives Feedback, um sich entwickeln und verbessern zu können. Die Digitalisierung sollte Führungskräfte nicht dazu verleiten, hierbei nur auf digitalen Austausch zu setzen. Regelmäßige Mitarbeitergespräche auf Augenhöhe sind das Mittel der Wahl. Diese sollten häufiger stattfinden und individueller getaktet sein als das klassische Jahresgespräch. Vor allem bei neuen Mitarbeitern sind Gespräche mit dem direkten Vorgesetzten im Abstand von etwa vier Wochen sinnvoll. Bei „gestandenen“ Kollegen empfehlen sich Treffen nach wichtigen Arbeits- oder Projektabschnitten.
In diesen Gesprächen schaffen Führungskräfte eine Atmosphäre, die die Kultur des Unternehmens prägt. Und hier haben sich die Ansprüche der Mitarbeiter deutlich gewandelt: Sie erwarten eine wertschätzende Grundhaltung. Heute entscheidet das Betriebsklima am stärksten darüber, ob sich ein Mitarbeiter dem Unternehmen verbunden fühlt. Das respektvolle persönliche Gespräch bleibt also unschlagbar, wenn es um sinnvolles Feedback geht.
Es empfiehlt sich auch, etablierten analogen Medien wie etwa der Mitarbeiterzeitschrift treu zu bleiben. Hier lassen sich in einem vertrauten Gewand neue Themen präsentieren. Grundsätzlich sollte die interne Kommunikation analoge und digitale Lösungen kombinieren.
„Im Weiterbildungsbereich eignen sich zum Beispiel Angebote auf Basis von Game-based Learning“, empfiehlt Professor Banholzer. Damit lassen sich auch komplexe Inhalte wie etwa Produktionsprozesse spielerisch vermitteln. Auch ein interaktives Intranet bietet positive Möglichkeiten: Über Funktionen wie Liken, Teilen und Kommentieren schaffen Unternehmen einen Weg, auf dem sich ihre Mitarbeiter an Diskussionen und Problemlösungen aktiv beteiligen können – ein wichtiger Mehrwert für alle Beteiligten in Veränderungsprozessen.