Fachkräfte meiden strukturschwache Räume. Den Nachteilen solcher Regionen können Unternehmen jedoch selbstbewusst eigene Vorteile entgegensetzen: Ein gutes Arbeitsklima, Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen sie als Arbeitgeber attraktiv.
Für Firmen, die abseits der Metropolen zu Hause sind, muss ihre Lage nicht zwingend ein Nachteil sein. Viele Bewerber gucken jedoch erstmal nach namhaften Arbeitgebern in den Großstädten, wie Professor Michael Woywode in einem Beitrag unserer Firmenzeitschrift TeamWork anmerkte. Professor Michael Woywode ist Leiter des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) an der Universität Mannheim. Das IfM forscht zu aktuellen und strukturellen mittelstandsbezogenen Themen und legt großen Wert auf einen Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Interessante Aufgaben, Fortbildungsangebote, Karrieremöglichkeiten und nicht zuletzt die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima selbst, können den „Großstadt-Bonus“ aufwiegen. Zudem besitzen viele ländliche Regionen auch ihre ganz eigene Attraktivität, was Arbeitgeber im Rekrutierungsprozess ebenfalls betonen können.
Wer das Arbeitstempo und den Konkurrenzkampf kennengelernt hat, der in den Großkonzernen oftmals vorherrscht, könne durchaus eine Sehnsucht nach dem Mittelstand entwickeln, wo es nicht so hart zugeht, erklärt Woywode. Diese Leute gezielt zu werben lohne sich. Auch Fachkräfte aus Ost- und Südeuropa kommen gerne nach Deutschland. Grundsätzlich rät der Wissenschaftler Unternehmen dazu, sich früh um den Nachwuchs zu kümmern: Praktikanten und Werkstudenten zu beschäftigen ist ein wichtiger Pfeiler der Rekrutierung.
Unternehmen in strukturschwachen Regionen können ihr angenehmes Arbeitsklima, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine gezielte Unterstützung bei der Weiterbildung in den Vordergrund stellen. Damit punkten sie gegenüber ihrer Konkurrenz in den Metropolen und können Fachkräfte langfristig binden. „Ein duales Studium anzubieten oder die Kosten für die Weiterbildung zu übernehmen sind nur zwei Möglichkeiten, um sich abzuheben“, erklärt der Experte.
Wenn die benötigten Studiengänge in der Region noch nicht angeboten werden, fordert der Wissenschaftler die Unternehmen zur Kooperation auf. „Wem seine Lage in einer strukturschwachen Region keine Nachteile bringen soll, der muss seine Chancen nutzen und seine Vorteile gegenüber Großstädten und Konzernen in den Vordergrund stellen.“