Die Zeiten ändern sich – und mit ihnen auch die Ansprüche und Werte der Bewerber? Nicht unbedingt, meint Prof. Dr. Uwe Peter Kanning von der Hochschule Osnabrück. Was er damit meint, erklärt er im Interview für unsere Kundenzeitschrift TeamWork.
Viele Personalverantwortliche stellen sich derzeit die Frage: Wie begeistere ich junge Arbeitnehmer für mein Unternehmen? Es heißt, die junge Generation sei fordernd, freizeitorientiert und verabscheue Hierarchien. „Das ist ein Denken in Stereotypen“, kritisiert Prof. Dr. Uwe Peter Kanning, Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Osnabrück.
Er hält den Generationenansatz für wenig hilfreich in der Personalarbeit: „So zählen zur Generation Y rund 15 Millionen Menschen. Es ist doch nicht vorstellbar, dass diese alle gleich ticken.“ Zudem haben Studien ergeben, dass die Unterschiede zwischen Generationen letztlich gering sind. Daher lautet sein Rat, sich individuell mit Bewerbern auseinanderzusetzen.
Doch zunächst sollte immer ein genaues Anforderungsprofil für die offene Stelle entstehen. Kriterien wie „teamfähig“ oder „kundenorientiert“ sagen dabei nur wenig aus. „Um das Spezifische herauszufiltern, sollte man nicht nur den Vorgesetzten fragen, sondern auch die Kollegen. Bei einer ausgeschriebenen Führungsposition können die Unterstellten wichtige Tipps geben“, empfiehlt Professor Kanning.
Beim Sichten der Bewerbungen hält er es für einen Fehler, zu rigoros auszusortieren. Eine Lücke im Lebenslauf oder ein Tippfehler reichen dafür oft schon aus. Doch das sind keine Hinweise darauf, dass diese Kandidaten ungeeignet sind. Im Interview schließlich sollten Personaler weniger auf ihr Gefühl hören, sondern systematisch vorgehen: So können sie den Bewerber um Lösungen für reale Arbeitssituationen bitten und die Vorschläge auf einer Skala bewerten. So entsteht ein Ranking, das bei der Entscheidung hilft.