„Sorry, bin gerade im Stress!“ Das haben Sie bestimmt erst kürzlich gehört oder auch selbst gesagt. Und unbestritten – unsere Zeit ist schnelllebig, die Anforderungen im Privat- wie im Berufsleben oftmals hoch. Doch wie können Sie dem entgegenwirken, ohne sich gleich ganz aus der Welt zu verabschieden?
Stress kann im Positiven wie im Negativen entstehen. Der Medizin Hans Seyle definierte 1988 zwei Arten von Stress: Eustress und Disstress.
In positiven Situationen spricht man vom sogenannten Eustress. Die Vorsilbe „Eu“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „gut“. Guter Stress gibt uns zusätzliche Kräfte und hilft uns zu fokussieren. Er verleiht uns Motivation und Leistungsfähigkeit, fördert Kreativität und Aufmerksamkeit. Da die stressauslösende Situation positiv von uns bewertet wird, empfinden wir Eustress jedoch nicht als Belastung. Vielmehr entsteht ein Hochgefühl, das uns scheinbar Flügel verleiht und Herausforderungen leichter meistern lässt.
Wenn wir heutzutage „gestresst“ sind, beziehen wir dies meist auf negative Aspekte. Hoher Termindruck, scheinbar unlösbare Probleme im Berufsleben, neue Situationen und Herausforderungen, vor denen wir uns fürchten, oder unangenehme Gespräche mit Vorgesetzen und Kunden sind typische Auslöser von Disstress (Dis – lateinisch: schlecht).
Stress ist nicht nur ein empfundenes „Gefühl“. Er verursacht eine Vielzahl von Veränderungen in unserem Körper: In Stresssituationen startet unser Gehirn gleichsam ein Hormonfeuerwerk, das uns in höchste Alarm- und Leistungsbereitschaft versetzt.
Unterschiedliche Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden als Botenstoffe in das Blut ausgeschüttet. Der auf Aktivität gerichtet Teil des vegetativen Nervensystems wird aktiviert. Andere, für das unmittelbare Überleben nicht wichtige Funktionen, wie z.B. die Verdauung, werden gehemmt.
Zudem beginnt der Organismus zusätzliche Energie bereitzustellen, damit wir kurzfristig leistungsfähiger sind. Die Bauchspeicheldrüse schüttet vermehrt Insulin aus, um Glukose (Zucker) in die Zellen zu transportieren. Auch der Blutdruck und die Herzfrequenz steigen an.
Diese Reaktion geht auf die frühe Evolutionsgeschichte des Menschen zurück, als sie essentiell für das Überleben war. Zum einen musste kurzfristig maximale körperliche Leistungsfähigkeit bereitstehen, um z.B. Nahrung zu jagen, zum anderen war die schnelle Flucht vor Fressfeinden überlebenswichtig.
Heutzutage kaufen wir unser Essen im Supermarkt und der Säbelzahntiger ist längst ausgestorben. Eine erhöhte körperliche Leistungsfähigkeit ist in den meisten Stresssituationen gar nicht mehr notwendig. Dennoch schaltet der Körper „den Turbo“ ein. Hinzukommt: Jagd und Flucht waren sehr kurze Extrembelastungen. Stressphasen bzw. das Stressempfinden im modernen Leben sind meist langfristiger.
Stress in Maßen unterstützt uns dabei, ambitionierte Ziele zu erreichen. Wenn auf fordernde Phasen jedoch keine erholsame Auszeit folgt und wir unter „Dauerstress“ stehen, leidet auch das Wohlbefinden und die Gesundheit.
Wir werden zunehmend müde, gereizt, gehetzt und unkonzentriert. Erste körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Herz-Rhythmus-Störungen oder Magen-Darm-Probleme können entstehen. Weitere Symptome für eine stressbedingte Überbelastung sind Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Migräne oder Augenflimmern. Um ernsthafte gesundheitliche Folgen zu verhindern, darf dies nicht zum Dauerzustand werden.
Wer sich der heutigen Welt nicht ganz entziehen will, wird mit einem gewissen Maß an Stress umgehen müssen. Bewusstes Stressmanagement kann hier helfen.
Grundsätzlich bietet es sich an, einzelne Lebensaspekte und Stresssituationen immer wieder zu hinterfragen und neu zu bewerten: